<data:blog.pageTitle/>

This Page

has moved to a new address:

https://koenigskinder.blog

Sorry for the inconvenience…

Redirection provided by Blogger to WordPress Migration Service
Casa Girasol Tagebuch-Blog: Oktober 2013

Casa Girasol Tagebuch-Blog

Casa Girasol engagiert sich in Honduras für Strassenkinder, Heimkinder und Müllhalden-Kinder. Wir organisieren Kurzeinsätze und Workcamps. In diesem Blog berichten wir dir aktuell von den Geschehnissen vor Ort. Besuche auch unsere Webseite für weiterführende Informationen zu unserem Engagement.

04.10.2013

Ein Neues Haustier füs Rafael

Colita (also etwas "Schwänzchen"), so heisst das neue Haustier im Rafael. Der kleine Albino wird zur Zeit noch richtig verwöhnt. Wir sind gespannt, wie lange die Aufmerksamkeit anhällt... Auf jeden Fall tut das herzige Tierlein den Kindern gut! Streicheln und Zuneigung erfahren lassen und selbst spüren, das sind schöne Erlebnisse.


Leben geht auch anders... Stiermedizin

Gestern Nachmittag nach Feierabend durfte ich wieder einen abenteuerlichen Männerausflug erleben. Da ein Stier eines Freundes erkrankt war, fuhren wir zwei Stunden aus der Grossstadt Tegucigalpa ins Niemandsland nach Lepaterique, um nach dem Tier zu sehen. Sieben Männer, ein alter Pick-Up und eine Steinstrasse, die den Weg zu einer Achterbahnfahrt machte. Und das ganze nach Einbruch der Dunkelheit. Gegen acht Uhr trafen wir am Zielort ein und verabreichten dem Stier eine Spritze. Um die lange Fahrt noch etwas mehr auszunutzen, machten wir uns mit Taschenlampen an die Ernte von Mais, den wir auf den Pick-Up verluden. Natürlich (!) waren wir ohne Essen losgefahren und so blieb uns nichts anderes übrig, als ein paar Maiskolben als Abendessen zuzubereiten. Ich hatte den Kürzeren gezogen und wurde zum Küchenchef gewählt. Wir machten ein Feuer (Strom gibt es dort draussen nicht) und ich bereitete die Maiskolben vor, um sie zuerst etwas mit Salz und Limetten vorzukochen und sie schliesslich über der Glut zu braten. Einer zog los, um die Limetten zu pflücken und ich machte mich auf in den Schuppen, um nach Salz zu suchen. Und ich fand welches! Ein Säckchen, auf dem Salz geschrieben stand, stand neben dem Essgeschirr. So kochte ich unser Essen. Die fertigen Maiskolben beträufelte ich dann nochmals mit Limettensaft und jeder Menge Salz, so mag man es hier (und ich auch). Wir mästeten uns mit Mais, ich ass sechs Kolben, andere noch mehr. Zu meiner Freude und zu meinem Erstaunen wurde ich von der Männerschar gelobt, sie seien besonders gut gelungen - und ich fand das auch. Der letzte Maiskolben war nun an der Reihe, und Angel, der es besonders salzig mag, bat mich um das Säcklein, welches ich im entgegen hielt. "Hast du mit dem gekocht?" fragte er mich. "Ja." Er bekommt einen Lachanfall: "Das ist das Entwurmungssalz für die Stiere!" Deshalb hat es wohl so anders gut geschmeckt! Nachdem wir uns alle vom Lachen beruhigt und die Tränen aus den Augen gewischt hatten, kam man zum Schluss, dass das, was für Stiere Medzin ist, für uns ja auch nicht so schlecht sein kann. (Ich kann dieser Schlussfolgerung zwar nicht unbedingt eine Logik abgewinnen, aber naja...) Auf jeden Fall hat niemand Bauchweh bekommen.




Schliesslich, gegen Mitternacht, machten wir uns wieder auf den holprigen Heimweg. Wir machten ständig Witze über unseren Fahrer, der dümmlich den Werkzeugkasten vergessen hatte. Würden wir im Niergendwo einen Platten haben, so dürften wir die Nacht wohl im Auto verbringen. Mir war etwas mulmig bei dem Gedanken, doch endlich, um zwei Uhr morgens, fuhren wir wieder in die Stadt hinein. Am Polizeiposten wurden wir angehalten. Wir hatten Brennholz dabei, das ist offenbar nicht erlaubt, aber die Polizisten liessen uns mit einem "Bestechungsgeld" von je einem Maiskolben für die sieben Polizisten, weiterfahren.
Schliesslich kamen wir zum Haus des ersten Mannes, den wir abladen würden. "Oops, wir haben ein Problem!", meldete der Fahrer. Die Kupplung liess sich nicht mehr betätigen. Doch wir standen nun direkt vor der Garage und hatten somit Werkzeug zur Hand. Das Problem wurde in übermüdeten 90 Minuten gelöst und ich durfte gegen vier Uhr morgens ins Bett fallen. Und ich war zufrieden: Zum einen hatte ich wohl niemanden wirklich vergiftet, zum anderen hat Gott den perfekten Zeitpunkt gewählt unser 83iger-Jahrgang-Auto stillstehen zu lassen. Bei allem hatten wir viel Spass und waren - wie für Honduras üblich - absolut gelassen. Einmal mehr komme ich zur Überzeugung: Leben geht auch anders!

PS: Der Stier steht wieder und frisst. Ein gutes Zeichen.

Alexander Blum, Gesamtleiter