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Casa Girasol Tagebuch-Blog: Die öffentliche Schule am Ort

Casa Girasol Tagebuch-Blog

Casa Girasol engagiert sich in Honduras für Strassenkinder, Heimkinder und Müllhalden-Kinder. Wir organisieren Kurzeinsätze und Workcamps. In diesem Blog berichten wir dir aktuell von den Geschehnissen vor Ort. Besuche auch unsere Webseite für weiterführende Informationen zu unserem Engagement.

30.03.2011

Die öffentliche Schule am Ort

Mit einer guten Woche Verspätung sind unsere Jungs Mitte Februar in die Schule eingetreten. Das macht hier nichts aus, vieles ist in diesen ersten Wochen des neuen Schuljahres sowieso ungewohnt gelaufen. Da verschwindet plötzlich von einem Tag auf den anderen eine Lehrerin, wahrscheinlich wurden sie an einen andere Schule versetzt. Da heisst es dann umplanen und die 6 Klassen neu auf die 3 Lehrerinnen verteilen. Jede Woche fällt mindesten ein Tag aus, weil die Lehrer eine Reunion (Zusammenkunft) haben oder im Streik sind, einerseits, weil sie mehr Lohn fordern, anderseits, weil die Regierung alle Schulen privatisieren möchte. Das hätte zur Folge, dass sich die Armen gar keine Schule mehr leisten könnten, und das ist ein grosser Teil der Bevölkerung. Die Schulbücher müssen zusammengesucht werden, die Türen der Klassen stehen offen und die Kinder kommen oft heraus, um uns zu begrüssen, wenn ich Jael in den Kindergarten bringe. Die RaphaEL-Jungs kommen meistens erst eine halbe Stunde verspätet an, weil das Frühstück nicht vorher bereit ist, aber das macht nichts, sie sind noch nicht die Letzten. Einige Kinder, die mit dem Bus eine ¾Stunde lang anreisen, erreichen die Schule fast eine Stunde zu spät. Die Klassen sind gemischt und 30 bis 40 Kinder sitzen in einem Schulzimmer.

Knapp die Hälfte unserer Jungs haben kaum je den Unterricht besucht und sind mit ihren 12-14 Jahren in der zweiten Klasse. Ich weiss nicht, ob das mancher Schweizer Teenager mitmachen würde zusammen mit 8jährigen Kindern in der Klasse zu sein. Die andere Hälfte der Jungs haben 1-3 Jahre verpasst. Sie machen das super und die meisten tragen auch gerne ihre schicke Schuluniform.

Ein Einblick in das Schulzimmer und die Unterrichtsmethode erklärt vieles von der so anderen Denk- und Lernstruktur der Honduraner im Gegensatz zu uns Schweizern. Da müssen die Viertklässler im Rechnen als Hausaufgaben seitenweise Zahlenreihen schreiben, oder die Zweitklässler das ABC 50mal. Vieles wird einfach vorgesagt und die Schüler lernen es auswendig. Selber erarbeiten kommt selten vor.
In der Pause wird der Kiosk gestürmt, an dem es alles zu kaufen gibt, was ungesund ist... :-) Vom Süssgetränk über Pommes-Chips, Guetzli bis Schleckzeug.

Im Kindergarten geht es ruhig zu. Mit nur 9 Kindern ist es eine überschaubare Gruppe. Die Kindergärtnerin ist liebevoll. Unsere Jael wollte unbedingt gehen auch wenn sie erst im April 4 Jahre alt wird und damit 1-2 Jahre jünger als ihre Gschpänli. Es läuft so anders ab, als in der Schweiz. Fast jeden Morgen machen die Kinder eine halbe Stunde „Feinmotorikübungen“, das heisst kneten, Holzhäusli bauen, Perlen auffädeln, Papierkügeli machen. Danach gehen sie in den Kreis und mittels einer CD wird ein Thema durchgenommen. So zum Beispiel der Körper, Geschmäcker, Farben und so weiter. Nach der 40minütigen Pause wird geturnt, gemalt oder geschrieben. „Ich will nicht schreiben, ich kann keine Kreisli machen“, sagt Jael und sie wird auch nicht dazu gedrängt, ist sie doch noch sehr klein und wird von allen liebevoll „tschitschi“ genannt, was soviel wie Baby oder Kleine heisst.
Im ersten Moment hab ich mich gefragt, ob Jael am richtigen Ort ist in einem öffentlichen Kindergarten. Es hat mir leid getan, dass Vierjährige schon so lange still sitzen müssen, dass es da keinen Spielecken gibt, dass sie schon Aufgaben haben. Aber auch hier ist Flexibilität gefragt. Wenn Jael jeweils mit strahlenden Augen und begeistert erzählend heimkommt, weiss ich dass sie hier glücklich ist und am richtigen Platz.

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