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Casa Girasol Tagebuch-Blog: Kleine Wunder auf der Töfffahrt

Casa Girasol Tagebuch-Blog

Casa Girasol engagiert sich in Honduras für Strassenkinder, Heimkinder und Müllhalden-Kinder. Wir organisieren Kurzeinsätze und Workcamps. In diesem Blog berichten wir dir aktuell von den Geschehnissen vor Ort. Besuche auch unsere Webseite für weiterführende Informationen zu unserem Engagement.

14.09.2014

Kleine Wunder auf der Töfffahrt

Ich möchte von meinem Töffausflug von gestern berichten. Ein Ausflug der mich an meine Grenzen brachte und bei dem ich Tolles erleben durfte.

Um mich von der Roatan-Reise zu erholen (tönt irgendwie seltsam, aber ein viertägiger Ausflug mit den Rafael-Kinder schlaucht, auch wenn sie sich super benommen haben) fuhr ich mit einem Freund aufs Land. Ich habe einen Enduro-Töff und geniesse die Zeit, wo man einfach mal abschalten kann. Morgens ging alles ruhig los. Wir fuhren durchs Gelände, mit Regen, Erdstrassen entlang in die Berge und aufs Land. Am Zielort angekommen genoss ich eine Stunde in der Hängematte und "brötelte" Maiskolben auf dem Feuer. Gegen drei Uhr nachmittags bestiegen wir wieder unsere Töffs. "Welchen Weg fahren wir?" "Probieren wir mal, ob wir den Weg finden, der von hier ins Casa Girasol führt!" Gesagt, getan und wir starteten unsere Maschinen. Der Weg führte uns in die Berge. Keine Strassen weit und breit, einfach Wege, die die Leute nutzen, zu Fuss oder mit Pferd. Wir fragen unterwegs: "Schaffen wir das mit dem Töff?" "Ja, klar!" Ein Optimismus der uns anspornte. Die Wege waren rutschig, nass vom Regen. Wir kamen an eine Stelle, wo nichts mehr ging. Die Räder drehten nur noch durch. Schieben war angesagt, bergauf! Zuerst das eine Motorrad, dann das andere. Es begegnete uns ein Mann zu Pferd. "Ist es noch weit?" "Oh ja, noch sehr weit!" Umdrehen ging nicht mehr, es hatte zu fest geregnet, wir würden dass nicht schaffen, also gab es nur eine Möglichkeit: Vorwärts! Für einige Momente lief ich am Limit. Ich war sauer, wollte nicht mehr, hatte keine Kraft mehr. Es war inzwischen 6 Uhr abends und es begann dunkel zu werden. Und der Tank (diese sind bei Enduros nicht besonders gross) zeigte bereits das untere Drittel an. "Oh Gott, egal wie, lass es einfach reichen! Sonst übernachten wir im Wald." Es zogen Gewitterwolken auf. "Oh Gott, lass das Gewitter vorbei ziehen. Und vor allem, schenk uns Kraft! und Wasser zum trinken!" Wir folgten den Trampelpfaden eine weitere Stunde und gelangen an eine Hütte. "Dürfen wir Wasser haben?" "Ja klar". Und es gab sogar ein einfaches Abendessen zur Stärkung. Etwas gestärkt ging es dann weiter. Es sei noch sehr weit, hiess es. "Oje!" Doch wenigstens hatte sich das Gewitter langsam verzogen. Wir folgten dem Weg und gelangen an etliche Abzweigungen, auf gut Glück wählten wir jeweils einen Weg. Wir fuhren, fielen um, zogen weiter. Hügel hoch, Hügel runter, durch Flüsse, Schlamm und Gestein. Gegen elf Uhr nachts machten wir einen Zwischenhalt, keine Menschenseele hatten wir in den letzten Stunden gesehen. Endlich, dass Handy zeigte Empfang an. Das GPS markierte uns die Stelle, wo wir sein sollten. Etwa auf halbem Weg. "Oh nein, ich suche jetzt Brennholz und wir schlafen hier!" witzelte ich. "Oh Gott, ich mag nicht mehr. Lass das GPS einfach falsch sein und uns gleich am Ziel ankommen." Und tatsächlich, wir fuhren einen Hügel hoch und sahen sie, die Zivilisation! Was für eine Freude! Lichter! Von nun an gings flott hinunter, mit letzter Kraft und wir gelangen knapp eine Stunde später an die Schnellstrasse und zu meinem Erstaunen genau an den Ort, wohin wir gelangen wollten. Wir fuhren der Schnellstrasse entlang in Richtung Stadt. Bei der Einfahrt zum Casa Girasol machten wir kurz halt. Ich weiss, dass es da sicher ist. Nach zwei, drei Minuten fuhren wir weiter, überholten einen Lastwagen und der Wächter, der das Fahrzeug begleitet gab Warnschüsse ab!!! (Ich nehme an es waren Warnschüsse, denn getroffen hat uns keine Kugel). Wir verlangsamten die Fahrt, liessen den Lastwagen ziehen. Am Polizeiposten vor der Einfahrt in die Stadt wurden wir angehalten. Dort wartete auch der Lastwagen auf uns. Wir wurden untersucht und beschuldigt, wir hätten den Lastwagen überfallen wollen. Wir diskutierten und erklärten. Offenbar hatten wir uns verdächtig verhalten, weil wir zuerst den Lastwagen überholten, dann bei der Einfahrt zum Casa Girasol auf ihn warteten (wir hatten uns ja an einer sicheren Stelle die Füsse vertreten wollen) und genau dann wieder losfuhren, als er uns passierte. Schliesslich durften wir weiter fahren und erreichten unser Zuhause. Der Tank in der Reserve - wie man mit 10 Litern Benzin 12 Stunden fahren kann, ist mir ein grosses Rätsel. Es war ein herrlicher, ereignisreicher Tag. Auch wenn heute alles weh tut, es hat sich gelohnt und ich bin dankbar, dass Gott kleine Dinge in grosse Abenteuer verwandeln kann und uns, auch wenns an die Grenzen geht, jeweils sicher begleitet.

Alexander Blum, Gesamtleiter

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