<data:blog.pageTitle/>

This Page

has moved to a new address:

https://koenigskinder.blog

Sorry for the inconvenience…

Redirection provided by Blogger to WordPress Migration Service
Casa Girasol Tagebuch-Blog: Honduras: Besuch bei der Mutter eines Heimjungen

Casa Girasol Tagebuch-Blog

Casa Girasol engagiert sich in Honduras für Strassenkinder, Heimkinder und Müllhalden-Kinder. Wir organisieren Kurzeinsätze und Workcamps. In diesem Blog berichten wir dir aktuell von den Geschehnissen vor Ort. Besuche auch unsere Webseite für weiterführende Informationen zu unserem Engagement.

28.08.2012

Honduras: Besuch bei der Mutter eines Heimjungen

Heute durfte ich Heidi und Angel beim Besuch der Mutter und der Geschwister von Angel begleiten. (Den Namen Angel wähle ich einfach mal so aus, um wie gewohnt die Persönlichkeit des Jungen nicht einfach im Netz bekannt zu geben).
Wir starteten vom Parkplatz eines Einkaufszentrums aus. Ich hatte entschieden, dass Auto dort in Sicherheit stehen zu lassen, schliesslich wusste ich nicht, was uns erwarten würde.Wir bestiegen ein Taxi und fuhren für 3 Dollar in Richtung Armenviertel. Dort angekommen mussten wir zu Fuss weitergehen, einer stinkenden Kloake entlang und schliesslich den Hügel rauf. Die Treppen waren gekonnt mit alten Autoreifen gemacht. Hoch über dem Viertel steht die Holzhütte von Angels Familie. Ein Raum, eine Glühbirne, zwei Betten und ein kleiner Herd. Das ist auch schon alles. Wenn es regnet, wie gestern, läuft das Wasser durch die undichte Bretterkonstruktion. Wir werden herzlich empfangen. Da ist die Mama, zwei Töchter und der kleinste 2-jährige Sohn. Der Grossvater ist auch gerade zu Besuch, er hatte ein paar Maiskolben vorbei gebracht. Sofort fällt eine Ecke der Hütte auf, mit Bild und Kerzen. Angels Bruder wurde vor ein paar Monaten umgebracht, erzählt die Mutter tief traurig. Er wurde von Bandenmitglieder ermordet, um ihm sein billiges Handy zu klauen. Dies zumindest glaubt die Mutter, Gewissheit wird sie wohl nie haben, was an diesem Tag wirklich geschah. Er war in einer anderen Stadt unterwegs. Dort liegt er auch begraben. Die Mutter konnte sich den Totentransport nach Hause nicht leisten, sie konnte nicht einmal zur Beerdigung ihres Sohnes fahren. Angel spielt mit seinem kleinsten Bruder, als die Mutter uns dies erzählt. Er gibt sich stark, doch ganz kann er seine Traurigkeit nicht verbergen. Auch ihr Mann und der Vater der ersten fünf Kinder wurde vor 11 Jahren umgebracht. Auch von einer Bande, weil er das Schutzgeld nicht bezahlen konnte. Ihm hätten zwei Dollar gefehlt.
Der Vater ihres letzten Kindes ist ebenfalls so gut wie tot - er sorgt sich nicht um sein Kind. Die Mutter lebt mit drei Kindern alleine in der Hütte. Ein Sohn ist bei uns im Rafael, einer im Heim von Casa Alianza, und das ist auch gut so, wie sie meint. Die Kinder erhalten eine Ausbildung, die sie ihnen nicht bieten kann, und eine Ausbildung sei das Wichtigste überhaupt. Sie selbst durfte nur bis zur dritten Klasse die Schule besuchen. Auch die beiden Mädchen besuchen die Schule. Nebenbei verkaufen sie Süssigkeiten auf der Strasse. Kinderarbeit? Bestimmt. Aber es ist die einzige Möglichkeit zu überleben. Mit dem wenigen, was die Familie verdient, können sie sich ernähren. Wie sie das machen, bleibt mir ein Rätsel: Ein Dollar pro Tag und Person, das reicht gerade mal für einen Liter Milch.
Wir sind heute hergekommen, um mit der Mutter von Angel ein grosses Anliegen zu besprechen. In der Gegend werden gerade Wasserleitungen verlegt. Um Wasser zu erhalten, dass heisst, während zwei Tagen in der Woche, müsste sie 350 Dollar bezahlen, einen Teil sofort, den anderen Teil in monatlichen Raten. Für die Familie eine unvostellbar grosse Summe. Wir glauben, dass wir der Familie dienen können, wenn wir diesen Beitrag übernehmen. Es ist ein Schritt in die Richtung, dass die verbleibenden drei Kinder bei ihrer Mutter aufwachsen können und es ermöglicht ein Minimum an Hygiene und Gesundheit.
Nach einem bewegten Nachmittag verlassen wir die Hütte wieder Richtung Rafael. Angel ist sichtlich zufrieden, nicht etwa, weil er die Hilfe wirklich einordnen kann, sondern weil wir uns Zeit genommen haben und seine Mutter besucht haben. Es kümmert ihn sehr, wie es seiner Mutter geht. Manchmal redet er davon, dass Heim zu verlassen, um arbeiten zu gehen, damit er seine Mama unterstützen kann. Doch sie will das nicht, er soll zuerst die Schule beenden. Dass wir nun versuchen, seiner Mutter zu helfen, erleichtert ihn.

Alexander Blum

PS: Ich habe keine Fotos geschossen, weil ich es unpassend fand, die armen Verhältnisse zur Schau zu stellen. Wenn jemand uns mit einem Beitrag für die Wasserleitung unterstützen möchte, der spende mit dem Vermerk "Wasser". Danke!

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite