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Casa Girasol Tagebuch-Blog: Eindrücke vom Landleben

Casa Girasol Tagebuch-Blog

Casa Girasol engagiert sich in Honduras für Strassenkinder, Heimkinder und Müllhalden-Kinder. Wir organisieren Kurzeinsätze und Workcamps. In diesem Blog berichten wir dir aktuell von den Geschehnissen vor Ort. Besuche auch unsere Webseite für weiterführende Informationen zu unserem Engagement.

10.02.2014

Eindrücke vom Landleben


Dieses Wochenende führte mich ein Ausflug aufs Land. Ich wollte mehr erfahren darüber, wie die Menschen ausserhalb der Grossstädte leben. Die Reise war ein grosses Erlebnis. Ich fuhr über Strassen, wo ich ständig dachte, jetzt bleibe ich trotz 4x4 stecken. Kaum jemand hier draussen hat ein Auto, deshalb sind die Wege auch nicht ausgebaut. Die einzigen Fahrzeuge, die hier fahren, sind die Transporter der Holzfirmen, und diese schaffen diese Wege spielend. Ich erntete Yuka und durfte davon essen und ich lernte, wie man die Pflanzen anbaut. Dabei achten sie hier auf die Mondphasen. Ich half mit ein Dach aus Wellblech zu installieren. Wellblech aus zweiter Hand, schon durchgerostet, aber besser als gar nichts und vor allem billiger. Ich besuchte eine Familie, die wie die meisten hier in Holz- oder Lehmhütten wohnt. Sie zeigten mir stolz ihren Vorrat an Mais und Bohnen und offerierten mir feinen Kaffee. Ich half mit, aus Zuckerrohr und Milch "Conserva" zu machen, eine Süssigkeit etwa wie Karamell. Es war nicht mein erster Ausflug aufs Land, aber diesmal, mit extra offenen Augen und Ohren, viel mir auf, wie einfach die Menschen hier leben und denken. Unzufrieden sind sie nicht, aber arm - bitterarm. Arbeit gibt es keine. In der Regel ist man Selbstversorger. Die Grundstücke sind gross, vereinzelt stehen die Hütten. 

 

Freizeitbeschäftigung? Das gibt es hier nicht. Die Männer gehen saufen, billigen Schnapps. Abends begegneten wir vielen besoffenen Männern auf dem Heimweg. Die Frauen bleiben im Haus, sorgen sich um die Kinder. Beim Besuch einer Familie ist mir ein jungen Mann aufgefallen, grösser als alle anderen seiner Familie und mit hellen Augen. "Zeig mal, was für eine Augenfarbe hast du?" (Die meisten Honduraner haben ja dunkelbraune Augen). "Keine Ahnung, ich hab mich noch nie im Spiegel gesehen." ... Unvorstellbar, oder? Und irgendwie auch traurig.

Wir fuhren zu einer Wasserstelle "Los Ladrillos". Ich entschied mich den Einheimischen zu vertrauen, als sie sagten "spring ruhig Kopf voran hinein, die Stelle ist tief" - und warf mich hinein, ohne anzustossen ;)
Abends beim Nachtessen erfuhren wir, dass ein paar hundert Meter von der Wasserstelle entfernt just zu der Zeit, als wir da waren, ein Mann erschossen wurde. Wir hatten zwei Schüsse gehört, aber da auch das hier ganz normal ist, haben wir uns nichts dabei gedacht. Der Mann wurde ermordert - von seinem Bruder. Schrecklich! Die meisten Tötungen hier finden innerhalb der Familie statt.
Zum Abendessen gabs draussen auf dem offenen Feuer Fleisch und Yuca, die Männer assen, während die Frauen drinnen den Rosenkranz beteten für den verstorbenen Mann. Religion ist meist Frauensache. Gegen Mitternacht fuhr ich wieder die zweieinhalb Stunden richtung Hauptstadt und folgte dabei der Polizei und dem Leichenwagen. Ich freute mich beim Ansicht der ersten beleuchteten Häuser - draussen auf dem Land gab es keinen Strom. Ich lasse mir den Tag revue passieren während ich versuche den Schlaglöchern auszuweichen: Armut, Einfachheit, Zufriedenheit, Religosität, traditionelle Familien, Naturweisheiten, Mord, knallharte Realität, wunderbare Landschaften und herrliche Abkühlung im Wasser. Das Leben draussen auf dem Land unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem in der Stadt. Ich bin der festen Übzerzeung, draussen auf dem Land gibt es viel Potenzial. Doch ich kann auch die Menschen verstehen, die das Land verlassen um in die Städte zu ziehen. Den Menschen auf dem Land Perspektiven aufzeigen, dass sollte man ohne sie dabei ihrer Gelassenheit und Selbständigkeit zu berauben...

Alexander Blum, Gesamtleiter

 

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